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Die Evolutionäre Psychologie gewinnt seit etwa
10 Jahren auch in
Deutschland zunehmend Anerkennung und ist beitragsfähig für
verschiedene
Bereiche der Psychologie, insbesondere für solche Aspekte, die in
der
evolutionären Vergangenheit Bedeutung für Überleben und
Fortpflanzung
gehabt haben. Herkömmliche Ansätze der Psychologie des 20. Jahrhunderts
haben die Bedeutung biologischer Strukturen zur Erklärung menschlichen
Verhaltens meist ignoriert. Menschliches Verhalten wird weitgehend von
adaptiv-unbewussten Mechanismen gesteuert.
Wir stammen von Vorfahren ab, die sich effektiv fortgepflanzt haben und
deren psychische Architektur ist uns mitgegeben. Aus
geschlechtsunterschiedlichen Fortpflanzungsbedingungen haben sich
somatische, lebenszyklische und psychische Geschlechtsunterschiede
ergeben, die auch in modernen Umwelten noch wirksam sind. Viele diese
Unterschiede sind nicht ansozialisiert, sondern entwickeln sich spontan.
Frauen und Männer unterscheiden sich u. a. in Partnerwahlkriterien,
Neigung zu Investitionen in Nachkommen, Gewaltbereitschaft,
Risikofreude, Raumkognitionen, Kommunikationsmustern und vielen anderen
Merkmalen. Aus den geschlechtsspezifischen Reproduktionsstrategien
ergeben sich strategische Interferenzen, die für Partnerschaftskonflikte
und deren Lösung von großer Bedeutung sind.
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